Interessenbekundungsverfahren

Interessenbekundungsverfahren zur Trägerschaft

Konzept für den Betrieb des lehrschwimmorientierten Beckens in Farmsen

Aktive Nutzer des aktuellen Lehrschwimmbeckens in Farmsen setzen sich gemeinsam für den Neubau und Betrieb des lehrschwimmorientieren Schwimmbeckens ein.

Der Stadtteil Farmsen-Berne mit seiner aktuellen Einwohnerzahl von 35.477 Menschen wächst ebenso wie die Freie und Hansestadt Hamburg. Mittelfristig wird davon ausgegangen, dass bis zu 3.000 neue Bewohner nach Farmsen ziehen. Mit seiner heterogenen Bewohnerstruktur entwickelt sich der Sozialraum aktuell sehr dynamisch weiter. Aus diesem Grund plant das Bezirksamt Wandsbek bereits jetzt die Sanierung und Weiterentwicklung seiner kommunalen Einrichtungen im Quartier. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur.

Die aktuelle Schwimmhalle auf dem ehemaligen Gelände des Berufsförderungswerks in Hamburg Farmsen ist seit Jahren eine „Heimat“ zahlreicher Schwimmgruppen mit ganz unterschiedlichen Hintergründen. Das Bad wurde inzwischen an einen Investor verkauft und soll in den kommenden Jahren abgerissen werden, um Platz für weitere Wohnbebauung zu schaffen. Hinzu kommen notwendige, größere Renovierungen des aktuellen Bades, welche seine wirtschaftliche Nutzung erschweren.

Im Dezember 2018 hat sich das Bezirksamt Wandsbek mit dem Projektantrag „Farmsen bewegt sich“ beim Bundesministerium des Inneren, für Bau und Heimat, vertreten durch das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung, beworben. Ziel des Antrags ist die finanzielle Unterstützung für den Neubau eines Schwimmbades, um den Menschen in diesem Stadtteil auch weiterhin attraktive Schwimmangebote machen zu können.

Im November 2020 wurde ein vorläufiger Zuwendungsbescheid erteilt, auf dessen Grundlage nun die Planung, Entwicklung und der Bau des Projektes voranschreitet.

Dabei soll jeder Nutzer, der zum Zeitpunkt der Schließung des Bades im Berufsförderungswerk (BFW) über Wasserzeiten verfügte, ein Angebot für Wasserzeiten im gleichen Umfang erhalten.

Darüber hinaus sollen die Nutzungszeiten optimiert und weitere Zielgruppen, vor allem aus den wichtigen Bereichen Integration und Inklusion, als Nutzer erschlossen werden. Räumlich soll der Ersatzbau eine Scharnierfunktion innerhalb des Quartiers einnehmen und einen Übergang zwischen dem Schulgelände und der neuen Wohnbebauung auf dem BFW-Gelände bilden. Dies führt zu einer breitgefächerten Abbildung des sozialen Wohnraumes inkl. seine vielschichtigen Diversität.

Zusammenkommen ist ein Beginn
Im bisherigen Schwimmbad sind über 19 aktive Nutzergruppen vertreten, die an sieben Tagen in der Woche eine wöchentliche Auslastung von 51 Schwimmstunden generieren. Im Schnitt werden ca. 1.300 aktive Teilnehmer pro Woche gezählt.

Aus dem Kreis der aktuelle Nutzer haben sich Nutzer zusammengefunden, um sich gemeinsam mittels einer noch zu gründenden Gesellschaft für die Trägerschafft des lehrschwimmorientierten Beckens in Farmsen zu bewerben:

Im Zuge der Vorgespräche wurden 2020 alle aktuellen Nutzer über den möglichen Neubau eines Lehrschwimmbeckens informiert und mit in die Planung einbezogen.

Zusammenbleiben – ein Fortschritt
Es fanden Nutzertreffen statt, in denen die unterschiedlichen Bedarfe von Seiten der aktuellen Nutzer, aber auch der zukünftigen Struktur zusammengetragen wurden. Es wurde der Beschluss gefasst, den zukünftigen Betrieb des für alle wichtigen Bades gemeinsam zu organisieren und hierfür eine Betreibergesellschaft (gGmbH) zu gründen.

Zusammenarbeiten – ein Erfolg
Die unterzeichnenden Kooperationspartner, spätere Gesellschafter, spiegeln weitestgehend das breite Spektrum mit unterschiedlichen Angeboten und Kompetenzen in den Bereichen Vereins-, Rehabilitations-, Schulschwimmen und private Schwimmschulen ab. Mit dem von ihnen eingesetzten Geschäftsführer werden sowohl die Bedarfe der aktuellen Nutzer als auch die optimierte Bewirtschaftung und Erschließung neuer Zielgruppen gewährleistet.a

Das Schwimmbad erfüllt im Stadtteil Farmsen eine wichtige regionale Rolle. Es ist gleichermaßen ein Treffpunkt und eine Sportstätte für viele aktive, unterschiedliche Nutzergruppen aus dem gesamten Stadtteil.

Das Betreiben des Schwimmbades durch eine Gesellschaft – in Rechtsform einer (nach Möglichkeit) gemeinnützigen GmbH – ermöglicht die Vergabe bisher ungenutzter Schwimmzeiten an diverse neue Nutzergruppen. Im Fokus steht dabei die Vielschichtigkeit und das Zusammenwirken möglichst vieler unterschiedlicher Interessen. Das nachbarschaftliche Miteinander im Stadtteil wird durch das Zusammenwirken gefördert und über die eigenen Grenzen hinaus gelebt.

Ein gut gestaltetes und bewirtschaftetes Schwimmbad hat das Potential, eine äußerst wichtige Funktion einzunehmen. Gerade die Bereiche Kinderschwimmen, Integration und Prävention werden der ansässigen Wohngesellschaft dienen und das Bad wird durch die unterschiedlichen Nutzergruppen die Funktionen eines Stadtteil-Integrators erfüllen.

Starke Nachbarschaften entwickeln sich zu starken Quartieren mit generationsübergreifenden Schwimmangeboten, sowie bildungsstatus- oder milieuübergreifenden Angeboten, die eine äußerst positive Wirkung für den gesamten Sozialraum Farmsen haben werden.

Um diese Entwicklung zu unterstützen, bekunden wir als Zusammenschluss mehrerer derzeitiger Nutzer in der Rechtsform einer gemeinnützigen GmbH unser Interesse, die Trägerschaft für das noch zu errichtende Bad zu übernehmen.

Wir sind an dieser Herausforderung sehr interessiert, da der Neubau die Möglichkeit bietet, dringend benötigte und viel zu rare Wasserflächen in der Region zu erhalten und diversen Nutzern unter anderem zur Schwimmausbildung und zur Vermittlung von Fähigkeiten am und im Wasser anzubieten. Der Bedarf an Schwimm- und Ausbildungszeiten ist nach wie vor ungebrochen hoch. Dieser Effekt wurde aufgrund der derzeitigen Pandemie weiter verstärkt.

Die langjährige Fachkompetenz der derzeitigen Nutzer und zukünftigen Gesellschafter im Bereich des Schwimmens sowie die fachliche Kompetenz der einerseits zumeist ehrenamtlich tätigen Akteure auch in anderen (kaufmännischen und technischen) Berufszweigen sowie der andererseits hauptamtlich tätigen Akteure im Bereich z.B. des Betriebs von Sportstätten unter ökologischen Gesichtspunkten oder mit pädagogischer Kompetenz befähigt die gGmbH für die Trägerschaft des Schwimmbades.
Die Trägerschaft lebt die Schnittstellenarbeit und setzt sich gleichermaßen für eine klimaschutzkompatible Bauweise ein. So sollte der Klimaschutz sowohl beim Bau des neuen Schwimmbades als auch während des Betriebes eine zentrale Rolle spielen.

Sofern z.B. eine Photovoltaikanlage oder die Nutzung von Erdwärme oder eines eigenen Blockheizkraftwerks auf Grund der hohen Anschaffungskosten nicht direkt beim Bau mit entstehen können, sollten zumindest Vorkehrungen für einen nachträglichen Einbau berücksichtigt werden.

Wie bereits erwähnt haben sich für die Bewerbung um die Trägerschaft des zukünftigen Bades einige Interessenten aus dem Kreis der derzeitigen Nutzer zusammengefunden, um für den Betrieb eine Betreibergesellschaft zu gründen.. Diese werden begleitet von weiteren aktiven Nutzern, denen die direkte Teilnahme an der Betreibergesellschaft nicht möglich ist, die jedoch weiterhin mit Fachwissen beratend zur Seite stehen und tatkräftig unterstützen.

Bereits heute bilden die Beteiligten an der zukünftigen Betreibergesellschaft in den Bereichen Vereinsschwimmen, Rehabilitation, Schulschwimmen und private Schwimmschulen eine große Breite der aktuellen und zukünftigen Nutzergruppen mit unterschiedlichsten Angeboten und Kompetenzen ab.

Dabei sehen sich die Nutzer nicht nur ihrer eigentlichen Zielgruppe, sondern dem ganzen Stadtteil verpflichtet. Die vorliegende Heterogenität der Nutzergruppen werden alle Bereiche der Gesellschaft (Inklusion, Integration, Jugend-, Familien- und Seniorenarbeit) weitestgehend abbilden.

Jeder Nutzer ist seit Jahren/Jahrzenten fest mit dem Stadtteil Farmsen-Berne verwurzelt und verfolgt das Ziel, das Lehrschwimmbecken gemeinnützig rund um das Thema „Schwimmen“ anzubieten und stetig zu erweitern.

Dies und die jeweils langjährige Erfahrung auf dem Gebiet der Schwimmaus- und -fortbildung sowie Vereins- und/oder Geschäftssteuerung eignen die Betreibergesellschaft, sich für die Trägerschaft für ein Schwimmbad zu bewerben.

Auf der Grundlage der bisherigen Zusammenarbeit entstand eine bewusste Entscheidung für die Gründung einer gemeinnützigen GmbH (gGmbH) unter dem Einsatz eines Geschäftsführers. Die Gründung einer gGmbH ermöglicht eine hohe Flexibilität im Alltagshandeln. Durch die Ausgestaltung als gemeinnützige GmbH ist die Trägerschaft ferner nicht auf Gewinnmaximierung ausgelegt, sondern möchte durch bezahlbare Nutzungsentgelte die Schwimmhalle einem breiten Nutzerspektrum öffnen.

Parallel zur Gründung einer gGmbH werden weitere Interessenten/Nutzergruppen in Form eines Beirates oder durch die Gründung eines Unterstützungsvereins eingebunden.

Die Trägergesellschaft wird im Zuge dessen den Fachämtern als gemeinsamer Ansprechpartner dienen und die Planungsprozesse begleiten und stellt intern den Kommunikationsfluss zu den beteiligten Akteuren sicher.

Der Träger (bzw. die Gesellschaftergemeinschaft) setzt sich aus vier der aktuellen Nutzer des BFW-Bades zusammen.

Konzept/Vorteil
„Aus Nutzern werden Betreibern“
Diese Power steht für ein umfangreiches theoretisches und praktisches (Nutzer-) Know-how. Die hierfür vorgesehene Ausgestaltung als gemeinnützige Kapitalgesellschaft unterstreicht dabei den Gedanken, einen Mehrwert für die Stadtteil zu bieten. Die Kombination der unterschiedlichen Kompetenzen ist viel mehr Wert als die eines Einzelbetreibers.

Die Leistungen und Angebote der Betreibergesellschaft umfassen neben der fachkundigen Beratung und Begleitung des Bauprojekts, den Betrieb des Bades sowie die kontinuierliche Weiterentwicklung des Nutzungskonzepts entsprechend sozialräumlicher, ökonomischer, ökologischer Anforderungen.

Beratung im Rahmen des Baus
Das neue lehrschwimmorientierte Becken Farmsen wird nach aktueller Information durch Bäderland als Bauträger/Generalunternehmer gebaut. Aus der Sicht und Erfahrung der bisherigen Nutzer sollten – wie im bisherigen Austausch bereits bekundet – beim Bau einige Vorgaben für das neue Bad berücksichtigt werden, um das zukünftige Bad optimal nutzen zu können. In diesem Zusammenhang verweisen wir auf Anlage 1 zu diesem Antrag. In dieser Anlage werden die Kernpunkte aus der Vorstellung eines Badkonzeptes zusammengetragen.

In der gesamten Planungs- und Bauphase steht die Betreibergesellschaft gern weiterhin für den Austausch und die Einbringung von Praxisanforderungen gegenüber dem Bauträger zur Verfügung.

Bewirtschaftung
Die Bewirtschaftung des Bades bedingt eine solide finanzielle Basis. Ausgangslage hierfür sind für die Betreibergesellschaft die derzeitigen Nutzer, die allesamt Interesse auch an der Nutzung des neuen Schwimmbades bekundet haben und somit eine stabile Einnahmesituation gewährleisten könnten. Aufgabe des Geschäftsführers wird es dabei sein, die optimale Vergabe von Nutzungszeiten unter Berücksichtigung von Vielfalt und auch benachteiligter Gruppen (Inklusion, Integration, niedrigschwellig) zu gewährleisten.

Daneben bietet das neue Schwimmbad Potential, weitere Nutzer- und Zielgruppen zu erschließen und durch flexible Öffnungskonzepte auch zusätzliche, verfügbare Zeiten anzubieten. Dabei sollen freie Wasserzeiten bevorzugt an Nutzer aus dem Sozialraum Farmsen vergeben werden, so dass sich auch innerhalb des Bades die Diversität des Sozialraums widerspiegelt.

Zwar ist ein öffentlicher Badebetrieb in Konkurrenz zu anderen Bäderlandbädern in der Umgebung nicht vorgesehen, so dass grundsätzlich keine Schwimmbadaufsicht und/oder ein personell besetzter Kassenbereich gestellt wird, allerdings steht der potentielle Badbetreiber kreativen Angeboten für offene Nutzungsformen stets aufgeschlossen gegenüber. So können sich zum Beispiel Seniorenvereine zu einer Nutzergruppe zusammenschließen und eine Schwimmzeit gemeinsam nutzen. Auch Kindergärten und andere Kleingruppen sind eine interessante Zielgruppe, die in ihrem Streben, Kindern das Schwimmen beizubringen wiederum eine eigene Nutzergruppe darstellt und durch die Anmietung von Wasserzeiten weitere Unterstützung für dieses Anliegen erfährt.

Darüber hinaus könnte in Zusammenarbeit mit Krankenkassen der Bereich des Reha-Sports weiter ausgebaut und zusätzliche Angebote geschaffen werden. Um die Inklusion zu stärken ist angedacht, zum Beispiel der Special Olympics Deutschland ebenfalls Wasserzeiten in der neuen Halle zur Anmietung anbieten zu können.

Auf Grund des nicht öffentlichen Badebetriebes und somit der Vermietung jeweils der kompletten Halle an einen Nutzer, wird der Personalaufwand in der Halle überschaubar sein. Dieser wird sich auf Routinekontrollen und Prüfung der Technik in der Halle sowie im Wesentlichen auf die Verwaltungstätigkeiten des Geschäftsführers beschränken.

Die Hallenaufsicht und befähigte Rettungsschwimmer zur Absicherung wird jeder Nutzer selbst stellen; bei der Suche und Vermittlung befähigter Aufsichtspersonen (Rettungsschwimmer) kann und wird die Betreibergesellschaft als zusätzlicher Service behilflich sein. Darüber hinaus soll eine Reinigungsfirma für die notwendigen Reinigungsarbeiten und eine Technikfirma für die technische Betreuung engagiert werden. Das Öffnen und Schließen der Halle wird dabei durch die Benutzer vorgenommen und durch eine Sicherheitsfirma überwacht.

Kooperationswunsch
Bedauerlicher Weise wird sich ein Neubau des aktuell im BFW zur Verfügung stehenden Therapiebeckens in dem neuen Bad nicht oder nur schwer realisieren lassen. Aus diesem Grund haben die aktuellen Nutzer bereits Vorgespräche geführt, ob diesbezüglich nicht eine Zusammenarbeit mit dem Farmsener Turnverein von 1926 e.V. zur Nutzung dessen Lehrschwimmbeckens im Bramfelder Weg möglich wäre, um den derzeitigen Nutzern des Therapiebeckens adäquaten Ersatz anbieten zu können. Im Gegenzug würde der Farmsener TV dann natürlich auch Zeiten in dem neuen Schwimmbad zur Nutzung zugesprochen bekommen.

Monitoring
Die Investition in den Neubau erfolgt durch die Stadt Hamburg bzw. das Bezirksamt Wandsbek mit Unterstützung durch die zugesagten Bundesmittel. Aktuell ist davon auszugehen, dass sowohl das Grundstück, als auch das Gebäude im Besitz des Bezirksamtes Wandsbek verbleiben, so dass größere Investitionskosten auf die Betreibergesellschaft nicht zukommen. Nichtsdestotrotz sind über die Laufzeit gewisse finanzielle Rücklagen zu schaffen, um spätere Ersatzinvestitionen nach den Garantiezeiten bzw. Reparaturen finanzieren zu können. Entsprechende Mittel werden gem. Finanzplan (siehe Abschnitt 2.5) zurückgelegt.

Aufgabe der Betreibergesellschaft ist es, ab Beginn der zukünftigen Trägerschaft jährlich einen entsprechenden Finanzplan zu erstellen, der sowohl die erwarteten Einnahmen als auch die erwarteten Kosten sowie Rücklagepositionen umfasst. Die laufende Buchhaltung und die Erstellung und Veröffentlichung des Jahresabschlusses werden dabei an ein Steuerberaterbüro übertragen; wir gehen davon aus, dass die gGmbH zunächst nicht Prüfungspflichtig wird. Die laufende Auftragsvergabe sowie die Rechnungsstellung an die Nutzer obliegt dem Geschäftsführer, der regelmäßig seinen Gesellschaftern und ggf. dem Beirat Bericht erstatten muss. Die festgestellten Jahresabschlüsse werden je nach gesetzlicher Vorgabe im geforderten Umfang veröffentlicht und bei Bedarf dem Bezirksamt Wandsbek zur Verfügung gestellt. Für die laufenden Tätigkeiten ist entsprechende Hard- und Software anzuschaffen und dem Geschäftsführer zur Nutzung zur Verfügung zu stellen.

Zusatzangebot für die Übergangszeit
Aktuell ist den Nutzern des BFW-Bades die Nutzung bis zum 30. Juni 2022 zugesichert. Aus diversen Quellen ist dem Interessentenkreis bekannt, dass der Investor die Bestandsgebäude jedoch nicht vor Ende 2023 ggf. auch noch später abreißen wird, so dass die Räumlichkeiten des Bades bis dahin erhalten bleiben. Die Betreibergesellschaft soll sich daher bereits jetzt darum bemühen, mit dem Investor eine mögliche weitere Nutzung des Bades zu erreichen, um den Zeitraum des Wegfalls der Wasserflächen so gering wie möglich zu halten, denn adäquate Ersatzflächen und -zeiten sind für die derzeitigen Nutzer im gegenwärtigen Umfeld nicht zu realisieren. Daher hat die Betreibergesellschaft bereits jetzt Interesse, ggf. auch die Trägerschaft bzw. die Verwaltung des Bestandsbades für den neuen Investor zu übernehmen und so die Nutzung der Wasserkapazitäten weiterhin auch über den 30. Juni 2022 hinaus zu ermöglichen.

Basis des Konzeptes sind die aktuellen Nutzer, die auch weiterhin Interesse bekundet haben, Schwimmzeiten in dem neu zu errichtenden Bad zu bekommen.

Die Zielgruppen sind vielfältig und haben teilweise besondere Anforderungen. Neben Schwimmschulen und Vereinen sind vor allem Nutzer aus dem Gesundheitsbereich wie Rehasport-Anbieter, Präventionssportgruppen oder physiotherapeutische Angebote sowie pädagogische Angebote Bestandteil der Zielgruppe, zu der auch weiterhin viele Nutzer aus dem bestehenden Becken im BFW zählen. Die Nutzerstruktur bildet damit bereits jetzt eine große Vielfalt und heterogene Nutzergruppen ab, wobei Zielgruppen aus den Bereichen Inklusion und Integration besondere Berücksichtigung finden. Die Nutzer haben in diesem Zusammenhang viele niedrigschwellige Angebote und werden (z.B. durch Schwimmtraining für muslimische Frauen, etc.) wie bisher den interkulturellen Austausch im Quartier fördern. Hierbei wird die Belegung mit hoher Sensibilität geplant, die unterschiedlichen Anforderungen der sehr heterogenen Nutzergruppen an das Becken zu erfüllen.

Das Nutzungskonzept wird so gestaltet, dass möglichst viele Nutzergruppen Wasserzeiten erhalten und zudem Gruppen, die einen besonderen Bedarf haben, nicht nur den Randzeiten zugeordnet werden. Hierfür wird die potentielle Betreibergesellschaft alle diesbezüglichen Anfragen und Wünsche der zukünftigen Nutzer und Interessengruppen entsprechend aufnehmen und unter Abwägung aller Interessenten eine Schwimmzeitenvergabe vornehmen. Dabei soll der zukünftige Betreiber auch proaktiv auf die bisherigen und potentiell neuen Nutzer zugehen, sobald der Zeitpunkt der Inbetriebnahme des Bades bekannt ist.

Für die bisherigen Nutzer des Therapiebeckens, welches in dem Neubau nicht zu realisieren ist, ist eine Zusammenarbeit mit dem Lehrschwimmbecken des Farmsener TV im Bramfelder Weg 121 angedacht, um dortige Kapazitäten für Therapiemaßnahmen gegen die Vergabe weiterer Schwimmzeiten in dem Neubau zu nutzen.

Zur Abbildung möglichst heterogenen Nutzgruppen setzten wir uns für eine farbenfrohe, barrierefreie Mehrzweck-Schwimmhalle inkl. Blindenleitsystem ein. Zudem bieten wir einen geschützten Raum für integratives Mädchen- und Frauenschwimmen. Wir integrieren und möchten möglichst vielschichtig die Diversität des Stadtteils in unterschiedlichen Angeboten widerspiegeln.

Dieses wird auch bei der baulichen Berücksichtigung der besonderen Anforderungen einzelner Nutzergruppen (Mobiler-Lift für Rollifahrer, Lagerflächen für spezielle Hilfsmittel) sowie bei der Ausweitung der Nutzung und die Erschließung weitere Zielgruppen Berücksichtigung finden.

Der baulichen Ausgestaltung des neuen Bades fällt hierbei eine besonders große Bedeutung zu, da von dieser unmittelbar die Machbarkeit und Nutzbarkeit eben für diese heterogenen Nutzergruppen und deren individuellen Anforderungen abhängt. Für eine Aufstellung der (Mindest-)Anforderungen der derzeitigen Nutzer des BFW-Bades verweisen wir auf Anlage 1 zu diesem Schreiben. So kann zum Beispiel ein integratives Mädchen- und Frauenschwimmen nur angeboten werden, wenn das Bad über (von außen) blickdichte Fenster verfügt. Farbhilfen und ein „Blindenleitsystem“ andererseits ermöglicht Angebote an seheingeschränkte Nutzer(gruppen) und die pandemiekonforme Auslegung der Umkleideräume ermöglicht kürzere Leerlaufzeiten und ein größeres Angebot an Wassernutzungszeiten.

Durch die Beteiligung großer Sportvereine und Schulen im Quartier wird die Durchlässigkeit und die soziale Integration zwischen diesen Akteuren zusätzlich gefördert und unterstützt. Ferner besteht die Möglichkeit, Angebote für zum Beispiel Fitnessstudios (Kurssport) oder für betreutes, freies Schwimmen darzustellen.

Die Betreibergesellschaft, bestehend aus Quartiersvereinen und regionalen Gruppen, ist im Stadtteil und der Region Wandsbek wiederum mit zahlreichen Einrichtungen und Organisationen – wie Kitas und Schulen, sowie sozialen Institutionen und Flüchtlingsunterkünften – vernetzt.

Die Interessenten haben sich bewusst für die Gründung einer gGmbH entschieden, um in dieser Organisationsform die vielfältigen Erfahrungen und Kompetenzen der einzelnen Beteiligten zusammenzuführen und auf diese Weise die Aufgaben gemeinsam optimal zu lösen.

Der Bewerber um die Trägerschaft verfolgt ausschließlich gemeinnützige Zwecke rund um das Thema „Schwimmen“ in der Rechtsform einer gemeinnützigen GmbH, die der Bevölkerung mit einem vielfältigen Angebot das Schwimmen(-lernen) in der Gemeinschaft ermöglicht. Zweck der gGmbH ist die Förderung von Sport, Ausbildung und Erziehung.

Dies wird insbesondere verwirklicht durch:
• das Angebot eines organisierten Sport-, Spiel-, Übungs-, und Kursbetriebes,
• die Durchführung von sportlichen Veranstaltungen,
• Angebote zur Förderung von Kindern und Jugendlichen
• die Förderung des Integrationssportes
• die Förderung der sportlichen Leistungsfähigkeit von Senioren
• sportliche Angebote zur Förderung der Gesundheit
• Betrieb und Unterhalt von Sportstätten

Die gGmbH ist demokratisch organisiert und verfolgt ausschließlich und unmittelbar gemeinnützige Zwecke im Sinne des Abschnitts „Steuerbegünstigte Zwecke” der Abgabenordnung. Sie ist parteipolitisch und konfessionell neutral.

Die gGmbH ermöglicht durch die Einsetzung eines Geschäftsführers eine hohe Flexibilität im Alltagshandeln. Andererseits bilden die Gesellschafter ein breites Spektrum der unterschiedlichen Nutzer ab.

Ferner können auch weitere Interessenten/Nutzergruppen eingebunden werden, die (aus unterschiedlichen Gründen) nicht Gesellschafter werden (können):
• z.B. durch Bildung eines Beirates in der gGmbH
• oder durch Gründung eines Unterstützungsvereins

Mit der neu gegründeten gGmbH und der von ihr eingesetzten Geschäftsführung steht den Behörden eine kompetente Organisation zu Verfügung, die im Einzelnen folgende Aufgaben übernimmt:
• Vertragsausarbeitung und -abschluss mit dem Bezirksamt Wandsbek
• Begleitung des Bauvorhabens (Einbringung in die Planung, das Ausschreibungsverfahren und ggf. Beratend für die Bauausführung)
• Formulierung eines dem Nutzungskonzept dienlichen Gesellschaftervertrags
• Aufstellung eines Haushalts
• Kontrolle der Einhaltung des Haushalts
• Einstellung eines Geschäftsführers.

Der Geschäftsführer verantwortet unter anderen folgenden Aufgaben:
• die transparente, optimierte Vergabe der Schwimmzeiten (unter Berücksichtigung des Nutzungskonzepts),
• die regelmäßige Reinigung des Bades (Auftrag an Reinigungsfirma)
• die Pflege der Technik (Auftrag an Fachfirma) und
• bei temporärem Bedarf Stellung einer Badeaufsicht (Zusatzkosten ggf. zur Weiterbelastung an die Nutzer?)
• Akquirierung von weiteren Nutzergruppen
• Energie- und Ressourcenmanagement unter Berücksichtigung der Umwelt- und Klimaschutzziele

Die Betreibergesellschaft wird als „Kooperationspartner“ ihre Funktionen im Stadtteil wahrnehmen. Das Bad soll ein Anker im Stadtteil werden, damit die Zahl der Schwimmer in Hamburg wieder zunimmt. Das Bad wird gerade bei der aktuellen gesellschaftlichen Entwicklung viel Aufmerksamkeit und eine identitätsstiftende Wirkung bekommen.

Die verschiedenen Nutzergruppen haben sich zu gemeinsamen Gesprächen getroffen, um herauszufinden, ob sich eine Organisation als Betreiber bewerben sollte, oder mehrere gemeinsam. Dabei hat sich herausgestellt, dass sich einige Nutzer aus verschiedensten Gründen (auch auf Grund von Satzungsvorgaben oder ähnlichem) nicht bewerben können. Trotzdem haben sie sich an dem Prozess der Bewerbung beteiligt und durch die Zusammenarbeit das gemeinsame Interesse für das Schwimmen in Farmsen-Berne untermauert.

So zum Beispiel unterstützt der Bürgerverein Farmsen-Berne mit seinen ca. 500 Mitgliedern ausdrücklich diese Bewerbung im Rahmen des Interessenbekundungsverfahrens. Seit über 40 Jahren hat der Bürgerverein auch eine Schwimmgruppe, die seit vielen Jahren ebenfalls das BFW Bad aktiv nutzt.

Die Kooperationspartner verpflichten sich, sofern sich das Bezirksamt Wandsbek im Interessenbekundungsverfahren zur Trägerschaft für den Betrieb des lehrschwimmorientierten Beckens in Farmsen für die von ihnen zu gründende Betreibergesellschaft entscheidet, das lehrschwimmorientierte Becken in Farmsen gemeinschaftlich zu betreiben. Darüber hinaus verpflichten sich die nachfolgend aufgeführten Kooperationspartner zum Zweck des Betriebs des lehrschwimmorientierten Beckens binnen drei Monaten die gemeinnützige GmbH zu gründen und eintragen zu lassen.